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Kinderarmut in Duisburg steigt

28.10.2017
Pressemitteilung DGB Region Niederrhein 2017
„Die Zahl der Kinder, die in Hartz-IV-Verhältnissen leben, ist weiter angestiegen. Mittlerweile ist fast jedes dritte Kind in Duisburg auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen, mehr als doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Über 26.000 Kinder leben in so genannten Bedarfsgemeinschaften, das sind 32,4 Prozent der minderjährigen Einwohner. Bundesweit beträgt die Quote immer noch viel zu hohe 14,6 Prozent. Kinderarmut wird von Jahr zu Jahr beklagt, aber wenn es darum geht, sie zu bekämpfen, passiert zu wenig. Das passt nicht zusammen“, so Angelika Wagner, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Duisburg.
Als arm gelten nach wissenschaftlicher Definition Haushalte, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen mittleren Einkommens beträgt. Den größten Einfluss auf Höhe und Entwicklung der Armutsquote hat laut DGB die Situation am Arbeitsmarkt. Aber auch die Familienstruktur spiele eine Rolle, weil Alleinerziehende und ihre Kinder besonders häufig von Armut betroffen sind. In Familien mit Migrationshintergrund trage wiederum eine oft unterdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung von Frauen zum erhöhten Armutsrisiko bei.

„Der gestiegende Anteil der Einwandererkinder an armen Kindern und Jugendlichen bedeutet eine besondere Herausforderung. Die Eltern und insbesondere die Mütter müssen Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten erhalten, um Arbeit zu Löhnen und Bedingungen zu finden, von denen sie sich und ihre Familien ernähren können. Auch das Armutsrisiko der einheimischen Kinder hat sich kaum verringert. Trotz Rekordbeschäftigung verbessern sich die Bedingungen für die Betroffenen nicht. Das ist eine Schande für ein reiches Land wie Deutschland“ kommentiert Angelika Wagner die Entwicklungen.

Besonders kritisch sieht der DGB, dass gerade Kinder meist lange auf Hartz-IV-Niveau leben müssen. Die Armutsforschung zeige deutlich, dass gerade längere Lebensphasen in Armut bei Kindern deren berufliche und persönliche Chancen im gesamten Leben nachhaltig schädigen.

Deshalb fordert der DGB ein Aktionsprogramm gegen Kinder- und Familienarmut. „Bund und Land müssen investieren in die Zukunft der Kinder und Jugendlichen, denn die Kommunen müssen immer mehr Geld ausgeben für Sozialleistungen. Hier ist Prävention dringend erforderlich. Mit regionalen Netzwerken, auch bei uns in Duisburg, sollte ein solches Programm dann unter Einbeziehung der Kommune, der Sozialpartner, Wohlfahrtspflege und Vereinen, umgesetzt werden. Ziel muss sein, dass kein Kind in einer Familie aufwächst, in der beide Eltern dauerhaft keiner Erwerbstätigkeit nachgehen oder an einer Fördermaßnahme teilnehmen. Bei Alleinerziehenden sollte zumindest eine sozialversicherte Teilzeitarbeit das Ziel sein. Auch das in Duisburg geplante Modellprojekt „Sozialer Arbeitsmarkt“ muss dringendst von der Landesregierung freigegeben werden. Kinderarmut ist immer auch Elternarmut!“, so Angelika Wagner.